Folge 3 - Anyway e.V. in Köln - Gut gegen Fremdeln (PJW NRW)

Shownotes

anyway e.V. (https://www.anyway-koeln.de)

Es war das erste und ist das bislang größte Jugendzentrum Europas, das sich für Jugendliche von 14 bis 27 Jahren einsetzt, die zur LSBTIQ-Community gehören: das anyway in Köln. Auch für junge Geflüchtete bietet es mittlerweile einen wichtigen, emotionalen Anker. Hier finden sie einen ersten Safer Space, in dem sie sich nach traumatisierenden Erfahrungen im Heimatland, auf der Flucht, und nicht selten auch in der eigenen Familie, sicher fühlen dürfen und so sein können, wie sie sind. Eva-Maria hat Rabea Maas und Christian Köhler getroffen, die im hauseigenen Café des Jugendzentrums bewegende Geschichten erzählen: von Ängsten und Zweifeln der Jugendlichen, oft verstärkt durch Anerkennungsverfahren, aber auch von kleinen und großen Erfolgsschritten im Selbstverständnis, die sie mit den queeren Geflüchteten erleben. Die Gemeinschaft im anyway, die ehrenamtliche Zusammenarbeit und die vertrauensvolle pädagogische Begleitung, auch bei heiklen Fragen zum Asylstatus, stärkt sie nachhaltig. Said und Mehdi, die regelmäßig kommen, können das nur bestätigen.
Länge: 19:08 Minuten

Das Projekt wurde gefördert durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW.

Transkript anzeigen

PJW-Podcast „Gut gegen Fremdeln“

Interview mit anyway e.V.

Interviewerin: Eva-Maria Marx

Umsetzung: jfc Medienzentrum e.V.

Länge: 19:08 Minuten

Vorgesehener Onlinetermin: 14.2.2022

Vorgesehener Onlinetermin: Skript

Vorgesehener Onlinetermin: Jingle

O-Ton: Rabea Maas

O-Ton: Rabea Maas ist stellv. Leiterin des anyways in Köln. In dem Jugendzentrum können junge Geflüchtete, die schwul, lesbisch oder trans sind oft nach langen Leidenswegen endlich so sein, wie sie sind und offen mit anderen drüber reden.

Mehdi hat das schon sehr geholfen, sicherer zu werden, findet er:

O-Ton: Mehdi

Die Sozialpädagog: innen im anyway stehen Jugendlichen beratend und stärkend zur Seite. Vor allem Christian Köhler und Thomas Haas kümmern sich um viele junge Geflüchtete, seit kurzem auch in der rechtsrheinischen Zweigstelle in Köln-Mülheim. Es dauert manchmal eine Weile bis sie Selbstvertrauen fassen und auch außerhalb des Schutzraums des anyway‘s zu sich stehen. Christian:

O-Ton: Christian Köhler

Und dann gibt es diejenigen, für die ihre neu gewonnene Freiheit einen Damm bricht:

O-Ton: Rabea Maas

Ich treffe mich mit Christian und Rabea im hauseigenen, partizipativ geführten Café mitten im Kölner Szeneviertel. Das anyway war vor 23 Jahren das erste queere Jugendzentrum Europas. Christian nun zu der besonderen Arbeit mit Geflüchteten:

O-Ton: Christian Köhler

Nach ihren Erfahrungen in den Heimatländern und auf der Flucht ist gerade für junge Menschen, die irgendwie queer sind, das Wichtigste sich in einer Gemeinschaft angenommen zu fühlen, so wie sie sind, das leuchtet mir ein. Und ansonsten unterscheiden sie sich nicht sehr von anderen Jugendlichen mit ihren vielfältigen Interessen. Das Freizeitangebot des anyways ist deshalb möglichst bunt. Besonders beliebte Angebote sind laut Christian:

O-Ton: Christian Köhler

Aber wie kommen junge Geflüchtete nach ihrer Odyssee ins anyway? Wie erfahren sie überhaupt vom Jugendzentrum? Die sprachliche Hürde ist gerade zu Beginn hoch. In vielen Fällen spricht es sich aber dann doch einfach herum:

O-Ton: Rabea Maas & Christian Köhler

O-Ton: Auch durch Schulprojekte positioniert sich das anyway als Anlaufstelle. Im Projekt WiR, eine Abkürzung von „Wissen ist Respekt“ – sensibilisieren Ehrenamtliche aus dem anyway Schülerinnen und Schüler für Themen der LGTQ-Community – noch lieber laden sie Schulklassen ins anyway ein, das senkt die Hemmschwelle.

O-Ton: Rabea Maas

O-Ton: Ehrenamtliche Mitarbeit ist ein großes Thema im anyway. Auch alle anderen Angebote im anyway sind stark an die Beteiligung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gebunden. designtogether nennt man im anyway dieses Konzept. Das stärkt den Gemeinsinn und wirkt integrativ.

O-Ton: Rabea Maas

Auch junge Geflüchtete helfen in einigen Bereichen mit:

O-Ton: Christian Köhler

O-Ton: Dass es gerade für junge Menschen mit Fluchterfahrung nicht immer einfach ist verbindlich zu sein, findet Christian allerdings nachvollziehbar.

O-Ton: Christian Köhler

O-Ton: Unklare Zukunftschancen und Angst vor Abschiebung, das sind Probleme, mit denen sich junge Geflüchtete täglich auseinandersetzen müssen. Christian und Thomas können bei der Klärung des Asylgrundes helfen, begleiten und unterstützen. Und vor Gericht aussagen. Auch wenn das zu einem Dilemma führt. Dass sie anders sind würden die Betroffenen in den allermeisten Fällen nicht einmal ihrer eigenen Familie anvertrauen - und dann sollen sie vor Gericht dazu stehen. Eine Zerreißprobe für die Nerven, die ohne praktische und emotionale Unterstützung schwer zu bewältigen ist. Christian hat das nicht selten erlebt und schildert ein Beispiel.

Während im oder außerhalb des anyways niemand einen/ eine andere outen würde, auch nicht auf Nachfrage der Eltern, sind Stellungnahmen vor Gericht allerdings wichtig:

O-Ton: Christian Köhler

Und das sind dann nicht die einzigen Hürden, die es zu bewältigen gibt. Wohnheimwechsel, Sprachschwierigkeiten, unsichere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Christian findet, das ist eine Zumutung für die Jugendlichen, eine Mission Impossible:

O-Ton: Christian Köhler

Manchmal hilft bei den vielen Stressfaktoren nur noch Ablenkung mit positiven Erlebnissen in guter Gemeinschaft. Mehdi weiß die Partys im anyway zu schätzen:

O-Ton: Mehdi

O-Ton: Und Said schwärmt von der Ferienfreizeit, an der er im Sommer teilnehmen konnte.

O-Ton: Christian Köhler

Aber gerade in so einer entspannten Freizeitrunde können die Erinnerungen wieder hochkommen. Manche der Fluchtgeschichten haben Christian sehr berührt. Wichtig findet er, dass es für Fluchtthemen einfach Zeit und Raum gibt, Offenheit darüber reden zu können:

O-Ton: Christian Köhler

Das Gefühl, endlich angenommen zu sein, so wie man ist: Für die jungen Geflüchteten mit diesen Geschichten im Gepäck ist es existenziell. Wie funktionierte das aber während Corona und des harten Lockdowns?

O-Ton: Christian Köhler

Der Bedarf ist jedenfalls groß und durch die Förderung des Paritätischen Jugendwerks kann das anyway mehr Energie in die Arbeit mit der Zielgruppe der Geflüchteten stecken. Christian:

O-Ton: Christian Köhler

O-Ton: Das anyway konnte also durch „Gut gegen Fremdeln“ den Schwerpunkt Flüchtlingsarbeit ausbauen und intensiver auf die Jugendlichen eingehen.

Was dann doch noch für eine noch bessere Arbeit mit der Zielgruppe fehlt, fasst Rabea zusammen:

O-Ton: Rabea Maas

Nicht nur Mehdi und Said würden sich sicherlich sehr darüber freuen:

Nicht nur Mehdi und Said würden sich sicherlich sehr darüber freuen: O-Ton Mehdi & Said

Nicht nur Mehdi und Said würden sich sicherlich sehr darüber freuen: Outro

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