Folge 8 - Coach e.V. in Köln - Gut gegen Fremdeln (PJW NRW)

Shownotes

Coach e.V. (https://www.coach-koeln.de)
Teilhabe durch nachhaltige Bildung und individuelle Beratung, das hat sich Coach e.V. auf die Fahne geschrieben. Die Kölner Initiative für Bildung und Integration Junger Migrant:innen hat ihren Hauptsitz in Köln Ehrenfeld. Eva-Maria trifft hier Mohammad Ahrari und Obaid Abdi, die aus Afghanistan geflohen sind, mittlerweile beide eine Ausbildung absolviert haben und ihr eigenes Geld verdienen. Ebenfalls mit im Gespräch: Sükran Okay, gebürtige Kölnerin, die seit 2015 pädagogische Mitarbeiterin für Coach arbeitet. Sie stellt Konzept, Ziele und Angebote des Vereins vor. Beratung, Lernförderung und berufliches Coaching stehen dabei im Vordergrund, ergänzt durch politische und kulturelle Bildung mit innovativen Projekten wie einem in Eigeninitiative umgebauten Wohnwagen, dem Demokratie-Wagen. Sükran Okay betont, wie wichtig es gerade für geflüchtete Jugendliche und Familien ist, dass sie “offene Ohren finden und ihre Geschichten mit Wertschätzung gehört werden, damit sie angstfrei werden, sich selbständig entwickeln können und sich als Teil der Gesellschaft fühlen.”
Und Mohammad und Obaid können anschaulich erzählen, wie Coach diese Ziele umsetzt: Coach-Mitarbeiter Jonas Lang hat den zwei jungen Männern bei Berufswahl und Bewerbungsverfahren geholfen. Gerade die persönliche Ansprache und die offene Haltung auf Augenhöhe bei Coach vermittelt den beiden, dass sie hier mehr als nur erwünscht sind. Deshalb engagieren sie sich und kommen so oft es geht. Vor allem in der Gruppe Jungs unterwegs, Teil des Projekts Gender Fairplay, erfahren sie hautnah Freiheit und Demokratie, zum Beispiel, wenn sie gemeinsam am Berliner Reichstagsgebäude zwischen Pegida-Anhängern und Neonazis ihre Reisefotos machen dürfen.
Länge: 19:03 Minuten

Das Projekt wurde gefördert durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW.

Transkript anzeigen

PJW Podcast “Gut gegen Fremdeln”

Interview mit Coach e.V.,Köln

Interview/Moderation/Schnitt: Eva-Maria Marx

Umsetzung: jfc Medienzentrum e.V.

Länge: 19:03 Minuten

Vorgesehener Onlinetermin: 25.4.2022

Vorgesehener Onlinetermin: Skript

O-TON: Mohammad Ahrari und Obaid Abdi

Das war: Eine Begrüßung auf Persisch mit Mohammad und Obaid.

Mohammad Ahrari und Obaid Abdisind aus Afghanistan geflohen und haben sich im Wohnheim für geflüchtete Jugendliche in Köln angefreundet. Ich treffe mich mit den beiden bei Coach e. V., der Kölner Initiative für Bildung und Integration junger Migrant: innen in den Räumen der Initiative in Köln Ehrenfeld. Obaid erzählt, wie die beiden Freunde sich eher zufällig bei Coach e.V. wieder getroffen haben:

O-TON: Obaid Abdi

Wir sitzen zusammen am Tisch mit Sükran Okay, gebürtige Kölnerin. Sie arbeitet seit etwa 2015 bei Coach und stellt die gesamte Lernförderung am Standort Ehrenfeld auf die Beine. Sie hab ich gefragt, welche Angebote von Coach e.V. für Geflüchtete besonders wichtig sind:

O-TON: Sükran Okay

Coach e.V. bietet seit 2004 Antidiskriminierungsprogramme und Bildungsprojekte für Kinder und Jugendliche von 8 bis 21 Jahren an. Dazu gehören Lernförderung und Elternberatung und berufliches Coaching. Aber auch Freizeitangebote und Integration durch Teilhabe an politischen Projekten wie dem Kölner Jugendforum sind dabei. Und Themen wie Gender Fairplay mit Workshops Selbstverteidigung für Mädchen oder Gruppen, in denen junge männliche Geflüchtete sich orientieren können bis hin therapeutischen Gesprächen spielen dabei eine große Rolle. In alle Angebote waren Geflüchtete integriert. Was es bei Coach e.V. spricht sich herum. Die Kinder, Jugendlichen und Eltern machen nach und nach auch andere Aktionen mit, Sükran:

O-TON: Sükran Okay

Als Leitziel, sagt Sükran Okay, ist dem Team der Initiative bei allen Hilfsangeboten und Projekten wichtig, dass sich die jungen Menschen, und Familien, wahrgenommen, integriert und individuell unterstützt fühlen:

O-TON: Sükran Okay

Obaid und Mohammad sind mittlerweile in Deutschland angekommen. Sie haben beide eine Ausbildung absolviert und verdienen ihr eigenes Geld. Obaid arbeitet als Altenpfleger:

O-TON: Obaid Abdi

Einen großen Beitrag dazu hat Coach e.V. geleistet. Vor allem Mitarbeiter Jonas Lang kümmert sich bei Coach um die Ausbildungs-und Jobsuche der geflüchteten jungen Menschen. Obaid ist sehr dankbar dafür:

O-TON: Obaid Abdi

Auch Mohammad hat viel Unterstützung durch den Verein erhalten und konnte direkt eine betriebliche Ausbildung in der Verwaltung absolvieren. Mittlerweile ist er bei der Caritas fest angestellt und engagiert sich dennoch weiterhin in vielen Projekten von Coach. Er macht mit beim Jugendforum und war auch dabei als es darum ging Oberbürgermeisterin Reeker zu interviewen.Er findet Coach e.V. gut, weil viele Projekte, über schulische und berufliche Fragen hinausgehen:

O-TON: Mohammad Ahrari

Mohammad und Obaid schätzen bei Coach vor allem die unbürokratische Hilfe. Für Obaid steht diese offene, integrative Atmosphäre an erster Stelle:

O-TON: Obaid Abdi

Neben dem ermutigenden Coaching für die heiße Bewerbungsphase durch Jonas Lang sind es vor allem die Freizeitangebote in Gruppen, die Obaid immer wieder positive Energie geben:

O-TON: Obaid Abdi

Sich verbunden fühlen mit einer anerkannten Gruppe, eingebunden, auf Augenhöhe, das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Integration und deshalb auch ein zentrales Leitziel des Vereins, verrät Sükran:

O-TON: Sükran Okay

O-TON: Zwischenjingle

Zentrale Anlaufstelle ist für die jungen Männer, die oft alleine geflohen sind, die Gruppe “Jungs unterwegs” oder auch “Raum für geflüchtete Männlichkeit”. Hier geht es, erzählen sie mir, bei den vielen gemeinsamen Aktionen wie Fußballspielen, auch darum sich gegenseitig zu stärken, um die persönlichen Ziele zu erreichen -aber auch um gesellschaftliche Fragen wie Gender Fairplay und darum, die eigene männliche Identität zu definieren. Mohammad über das Projekt:

O-TON: Mohammad Ahrari

Jungs unterwegs, das bedeutet, dass sie auch einmal im Jahr gemeinsam verreisen. Eine Gruppenfahrt führte die jungen Männer nach Berlin zum Bundestag. Dieser Ausflug ist Mo und Obaid als besonderes Erlebnis in Sachen Demokratie in Erinnerung geblieben:

O-TON: Obaid Abdi

O-TON: Sich frei fühlen und tolerantes Miteinander erleben bei allen Diskrepanzen –das sind Highlights für junge Geflüchtete und gute Erfahrungen in der Demokratie, wegen der sie ja nicht zuletzt gekommen sind.

Coach e.V. hat für die politische Teilhabe neben der Beteiligung am Kölner Jugendforum noch ein anderes Projekt entwickelt: den Demokratie-Wagen. Dabei handelt es sich um einen umgebauten Wohnwagen, der als mobiler Themenstand dienen kann –und um ein Wortspiel. Sükran:

O-TON: Sükran Okay

Mohammad erzählt mir, dass er so oft dabei ist, wie es geht, wenn der bunte, umgebaute Wohnwagen unterwegs ist, um für politische Teilhabe zu sensibilisieren:

O-TON: Mohammad Ahrari

Eine engagierte Haltung motiviert das Coach-Team, um immer wieder Fördermittel für die vielen Projekte und die Beratung zu akquirieren. Sükran Okay:

O-TON: Sükran Okay

Corona und der Lockdown haben die Arbeit gerade mit bedürftigen Familien nicht vereinfacht. Sükran erzählt, wie das Team nach dem ersten Schock finanzielle und technische Probleme gemeistert hat bis es funktionierende Elternberatung per Zoom gab, Hilfen beim Homeschooling und vor allem Spenden für genügend Geräte:

O-TON: Sükran Okay

Die Hürden sind für Sükran weniger die Herausforderungen, wie sie betont, die die Arbeit mit den Hilfesuchenden mit sich bringt, wie Sprachbarrieren oder Unsicherheiten im Umgang mit Ämtern, sondern, dass die Arbeit, die ja immer auch eine Beziehungsarbeit ist, oft finanziell auf wackeligen Füßen steht:

O-TON: Sükran Okay

Sükran sieht viel Bedarf für die Projekte, die Nachfrage ist groß:

O-TON: Sükran Okay

Mohammad möchte die Frage nach den personellen und finanziellen Ressourcen noch ergänzen, er findet:

O-TON: Mohammad Ahrari

Ja, und dem kann ich mich nur anschließen und überlasse Obaid das Schlusswort auf Dari, seiner afghanischen Muttersprache. Obaid empfiehlt den jungen Geflüchteten:

O-TON: Obaid Abdi

O-TON: Outro

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.